PRESSEINFORMATION vom 6. Oktober 2020
Corona-Leistungsprämie: „Eher eine Mogelpackung als Ausdruck von Wertschätzung“
Statement von Monika Lüke, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Berlin Stadtmitte e. V., zur sogenannten Corona-Leistungsprämie der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie:
„Die von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin angekündigte sogenannte Corona-Leistungsprämie wurde gestern (5. Oktober 2020) an das Diakonische Werk Berlin Stadtmitte ausgezahlt.
So sehr wir als Träger eine finanzielle Anerkennung der Arbeit der Erziehenden in Kitas unter den durch die Pandemie erschwerten Bedingungen begrüßen, möchten wir doch unseren Bedenken Ausdruck verleihen:
1. Die Auswahl der Mitarbeitenden, denen eine Corona-Leistungsprämie zukommen soll, ist willkürlich, vor allem hinsichtlich derjenigen Berufsgruppen, die täglich und insbesondere während der Corona-Pandemie durch ihre Arbeit unseren Sozialstaat aufrechterhalten: Auf die Kita bezogen steht zwar den Gruppenerzieherinnen die Prämie zu, nicht aber etwa Küchenkräfte, die ebenfalls die Kinder die ganze Zeit über versorgt haben. Außerdem werden aus dem Zeitraum der Notbetreuung nur die Monate März und April angerechnet, nicht aber die Wochen im Mai und Juni.
Aus Sicht eines Trägers, der mit unterschiedlichen Leistungen die Ansprüche unseres Sozialstaats umsetzt, ist es zudem nicht nachvollziehbar, dass der Berliner Senat Kita- Erzieherinnen und – Erziehern die Leistungsprämie zubilligt, nicht aber Menschen, die in anderen Bereichen tätig sind, die unseren sozialen Zusammenhalt ebenfalls fördern - beispielsweise in der Arbeit mit psychisch Kranken und Suchtgefährdeten im Rahmen der Tagesbetreuung oder in Wohngemeinschaften.
2. Zeitgleich mit der Mitteilung der Senatsverwaltung über die Prämienzahlung für die Kita-Mitarbeitenden haben alle Träger die Mitteilung erhalten, dass von ihnen insgesamt ein solidarischer Finanzbeitrag in Höhe von ca. 11 Mio. Euro an die Senatsverwaltung in Rechnung gestellt wird. Der Senat hat von den Trägern gefordert, pro betreutem Kind einmalig 69 Euro an das Land Berlin zurückzuzahlen. Demgegenüber steht die Corona-Leistungsprämie, für die das Land Berlin den Trägern insgesamt ungefähr 3 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Vor diesem Hintergrund erscheint uns die Prämie eher als Mogelpackung, weniger als Ausdruck von Wertschätzung.
Die Mitarbeitenden unserer Kitas haben sich deshalb entschlossen, auf die Prämie zu verzichten. Als Geschäftsführerin habe ich Hochachtung vor Allen, die während der vergangenen Wochen der Krise und derzeit weiterhin mit unermüdlichem Einsatz dafür sorgen, dass unser Sozialstaat funktioniert. Danke!!“