Ein Rückblick auf das Projekt „Sprungbrett“, eine pädagogisch angeleitete Spielgruppe für geflüchtete Familien mit Kleinkindern

Mutter mit Kind beim malen
Foto©L.Parr/DWBS

Der kleine Abdula öffnet strahlend die Türe des Spielzimmers, rennt in die Spielecke, verschwindet hinter einer Rutsche, taucht wieder auf, um sich in den Sitzkreis aus Kindern und Eltern zu setzen. Er hat den ganzen Morgen auf den Besuch der Spielgruppe gewartet. Seine Mutter Zenia folgt ihm und begrüßt die anderen Eltern des „Sprungbretts“, ein Angebot für geflüchtete Familien mit Kleinkindern in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete Stresemannstraße in Berlin. Das mehrsprachige Begrüßungslied ertönt, alle singen mit, so gut sie eben können. Der Sitzkreis löst sich auf, die 14 Kinder und ihre Eltern nehmen an dem großen Holztisch Platz. Ein gemeinsames Frühstück ist fester Bestandteil der täglichen Spielgruppe. Heutiges Gesprächsthema ist die Kitaplatzsuche und die dazugehörige Eingewöhnung der Kinder. Raja und Fatma, zwei „Stadtteilmütter“, die zusammen mit einer Sozialpädagogin die Familien betreuen, erklären Zenia und den anderen Müttern und Vätern ausführlich, wie die Integration in das deutsche Kitasystem funktioniert. Dies erfolgt auf verschiedenen Sprachen, manchmal sogar mit Hilfe von Übersetzungsdiensten im Internet.  Wichtig ist den beiden Frauen, dass sich alle integriert und verstanden fühlen.

Seit Abdulas Familie aus dem Jemen flüchtete, lebt sie in der Erstaufnahmestelle in der Stresemannstraße und besucht täglich das Spielzimmer im 9. Stock des Heims. Das „Sprungbrett“ ist eine pädagogisch angeleitete Spielgruppe für geflüchtete Familien mit Babys und Kleinkindern bis drei Jahre. Geleitet wird das Projekt, das 2016 gegründet wurde, vom Diakonischen Werk Berlin Stadtmitte e.V., DRK Dienste für Menschen in den Kreisverbänden Berlin Schöneberg-Wilmersdorf e.V.  und Berlin-Zentrum e.V gGmbH. In der Einrichtung wohnen Familien verschiedener Nationalitäten. Für sie ist das pädagogische Beschäftigungsangebot vor Ort, welches Anregung, aber auch das spielerische Erlernen der deutschen Sprache ermöglicht, sehr wichtig. Die Untertützung der Eltern den Bildungsprozess ihrer Kinder aktiv zu fördern, ist ein ebenfalls wesentlicher Teil des Programms. Ziel des Projekts ist es, die Bildungschancen und Integrationsmöglichkeiten der Kinder und Eltern frühzeitig zu verbessern. Auf diesem Wege können sie sich in die Gesellschaft einbringen und ihre Zukunftsperspektiven aktiv gestalten.

Großen Anteil am Erfolg des Projekts haben die Stadtteilmütter, die neben Informationen zum deutschen Bildungssystem, auch Wissen über die Entwicklung und Erziehung der Kinder vermitteln.
„Fatma und Raja waren sehr stark am Eingewöhnungsprozess meiner zwei Kinder beteiligt. Sie haben uns nicht nur bei der Kitasuche geholfen, sondern begleiteten uns auch oft in die Kita. Jetzt besuche ich das „Sprungbrett“ sogar ohne meine Kinder“, sagt Duaa lächelnd, eine geflüchtete Mutter aus dem Irak. „Unsere Stadtteilmütter übernehmen eine wichtige Brückenfunktion, um Zugangsbarrieren zu unseren Bildungseinrichtungen abzubauen. Sie sind nicht nur Starthelferinnen für die Familien, sondern haben auch eine Vorbildfunktion inne“, erzählt Ulrike Koch vom Diakonischen Werk Berlin Stadtmitte e.V., Leiterin des Projekts. Die Stadtteilmütter haben, ähnlich wie die Familien, einen Migrationshintergrund, mussten selbst einmal als Fremde in einer großen Stadt ganz neu anfangen und haben es, und darum geht es, erfolgreich geschafft, sich ein Leben aufzubauen. Die beiden Frauen leben gerne in Berlin und machen ihre Arbeit beim Diakonischen Werk Berlin Stadtmitte mit viel Herzblut und Engagement.

Ende des Jahres wird das Wohnheim in der Stresemannstraße geschlossen, das Projekt beendet und die Familien in andere Unterkünfte umgesiedelt. „Das Angebot war für unsere Familien mit Kleinkindern eine unschätzbare Unterstützung“, betont Abdou, Heimleiter des Wohnheims Stresemanstraße. Ulrike Koch fügt zusammenfassend hinzu: „Das Sprungbrettangebot, zusammen mit den Stadtteilmüttern, ist für mich ein Leuchtturmprojekt, um geflüchteten Eltern mit ihren Kindern, die neu nach Deutschland kommen, von Anfang an eine Brücke zu bauen, in unserer Gesellschaft Fuß fassen zu können“. Für die zwei Stadtteilmütter, Fatma und Raja, ist das Endes des Projekts kein Grund, den Kontakt zu den Müttern und ihren Kindern einzustellen.  Ab Januar 2020 arbeiten die Beiden unweit des alten Wohnheims im Familiencafe des tams, eine Einrichtung des Diakonischen Werks Berlin Stadtmitte, wo sie weiterhin Wärme und Wissenswertes über das Leben in Berlin weitergeben.

Weiteres über die Arbeit der Stadtteilmütter im Diakonischen Werk Berlin Stadtmitte erfahren Sie hier auf der Website des DWBS

 

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